Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn.
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bürg" aufs neue Knbauversuche mit der Rebe gemacht. Kls hausbeklei-
dung trifft man sie jedoch in sämtlichen Orten des Kreises an.
Die meisten Gemeinden erfreuen sich eines guten Wohlstandes, da fast
alle über ansehnlichen Gemeindebesitz verfügen' doch ist die Zahl derer,
welche staatlichen oder standesherrlichen Waldbesitz haben, keineswegs ge-
ring. Dieser Waldreichtum gibt den Bewohnern allerorts lohnenden ver-
dienst. Das Tannenholz wird vielfach im Kreise selbst verarbeitet oder
geschält und nach den Kohlenrevieren an der Saar und Ruhr befördert,
wo es als Grubenholz Verwendung findet, oder an Zellulosefabriken ver-
kauft wird.
Der größte Teil des Buchenholzes findet heute als Brennholz verwen-
dung - die schönsten Stämme dienen jedoch als Werkholz oder werden als
Eisenbahnschwellen gebraucht. Im Sommer durchstreifen Beerensammler die
ausgedehnten Waldungen, um die hier wachsenden Erd- und Himbeeren*)
zu suchen, welche dann im eigenen haushalte verwendet oder an die Gbst-
Produktenfabriken geliefert werden.
In den landwirtschaftlichen Betrieben herrscht überall der mittlere und
kleine Grundbesitz vor. Daneben gibt es in sehr vielen Gemeinden Gutshöfe
von ansehnlicher Größe, welche den verschiedensten Herrschaften gehören.
In den meisten Fällen sind diese Höfe mit den zugehörigen Gütern an einen
Landwirt in Pacht gegeben, und viele Leute der Umgegend finden hier als
Arbeiter Beschäftigung; nicht selten werden aber auch fremde Arbeitskräfte
herangezogen, fln solchen Grten ist aber von den Ortseingesessenen selten
Land käuflich oder pachtweise zu erwerben, weshalb viele von ihnen der
Industrie zugedrängt werden. Die Lage des Kreises, abseits der großen
Verkehrsadern, der Flüsse und Hauptbahnen, bedingt es, daß die einhei-
mische Industrie nicht in dem lnaße wie anderwärts zur Entwickelung
kommen konnte, weshalb viele Rrbeiter**) — begünstigt durch bequeme
Bahnverbindungen — in den Städten Frankfurt, Offenbach und Hanau
Arbeitsgelegenheit und Verdienst finden. Im Kreise selbst hat nur die Eisen-
gießerei zu Hirzenhain größere Ausdehnung angenommen. Einen guten Ruf
genießen allerdings auch die kleineren Betriebe, wie die Wollspinnerei und
Weberei zu Büdingen,' die Möbelfabriken und Bierbrauereien zu Nidda,' die
Gbstproduktenfabrik zu Büdingen,' die Zandsteinindustrie zu Büdingen und
Ortenberg; die Basaltwerke zu Ortenberg, Gber-Widdersheim, Lißberg,
Gelnhaar, Düdelsheim, Ealbach, Rodenbach und Bingenheim, welche ihre
Erzeugnisse als Pflastersteine und als Deckmaterial für Straßen- und Bahn-
bau weithin verfrachten.
*) Die Heidelbeere kommt im Kreise wenig vor.
**) Hiis hainchen, Langenbergheim, Lorbach, Leidhecken, Mittelgründau,
Oberau, Ranstadt, Rommelhausen usf.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Kreis Büdingen, bearbeitet von K. Heusohn.
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Schon in den Jahren 930 und 942 wird ein Kloftcr zu Rodenbach ge-
nannt, Ende des 10. Jahrhunderts ein solches zu Gber-lnockstadt gegründet,
welches später in ein Kollegiatstift umgewandelt wurde. Infolge der Kreuz-
züge machte sich ein frisches religiöses Leben überall in der Gegend be-
merkbar, Kirchen entstanden, und neue Klöster wurden gegründet: So 1191
das Kloftcr Koitraösöorf bei Selters (anfänglich Mönchs-, seit etwa 1270
Nonnenkloster), 1260 das Tiftercienserklofter auf dem Haag bei Büdingen,
welches 1274 nach Niedernhausen verlegt und Marienborn genannt wurde-
1268 entstand ein gleiches Nonnenkloster zu Engelthal bei Altenstädt' 1431
das Augustinerkloster zu Hirzenhain, welches 1439 geweiht wurde. Kußer-
dem bestand schon 1187 das Grdenshaus der Johanniter zu Nidda, und an
vielen Grten waren sogenannte ,,Bruderschaften" zur Pflege religiösen £e-
bens entstanden. Hlle die erwähnten Klöster erhielten durch Schenkungen
mit der Zeit bedeutenden Grundbesitz, und viele Flurnamen*) in den Ge-
markungen de? Kreises geben noch heute Auskunft über die einstige Zu-
gehörigkeit der Grundstücke zu den Klostergütern.
Seit König Heinrichs I. Negierung (919—936) war es üblich gewor-
den, neben den Burgen 'der Kaiser befestigte §tädte anzulegen. Dieses Bei-
spiel ahmten später die Grafen und Herren nach. Zur Anlegung von Städten
bedurften sie kaiserlicher Genehmigung, die ihnen in der Negel besonderer
Verdienste wegen gern gewährt wurde. So erscheint Nidda 1234, Orten-
berg 1266 als Stadt, und unter Kaiser Ludwig von Bayern erhielten Bü-
dingen um 1321 und Wenings 1336 Stadtrechte.**) Diese Städte um-
gaben sich mit festen Mauern, Türmen, Toren, Gräben und Wällen, er-
hielten eigene Gerichte (,,Stadtgerichte") und besondere Verfassung, Markt-
rechte und andere Vergünstigungen. Die Bürger übten sich in den Waffen
und hatten in Fehdezeiten die Stadt zu verteidigen. In solchen Zeiten ge-
nügten jedoch die befestigten Städte keineswegs zur Sicherheit einer Ge-
gend. Denn selten kam es zu offenen Gefechten, es suchte vielmehr jeder
seinen Gegner durch Überfall seiner Ortschaften, Wegnahme der Erntevor-
räte und Viehherden, Beraubung seiner Kirchen und Klöster***) zu schädigen.
*) Beispiele: ,Mosterkopf" bei Marienborn und die ,Marienbörner Wiesen"
im Seemental unterhalb Büdingen.
**) Der Drt Lißberg bekam erst viel später (1605) städtische Rechte. Bingen»
heim erhielt 1357 durch Karl Iv. die Rechte der Stadt Friedberg, machte aber
nie Gebrauch davon.
***) 1401 trieben die Dienstmannen von Hessen in der Hess.-Riainz. Fehde eine
ganze Viehherde (Pferde und Rindvieh) von der Weide vor dem Städtchen Wenings
weg nach Ulrichstein und Grünberg. In der „fuldischen Fehde" im Jahre 1464 über-
fielen die feindlichen Söldner u. a. die Kapellen zu Hitzkirchen, Rinderbügen, Bind-
sachsen, Kefenrod, Rohrbach, Bergheim und Eckartshausen und beraubten sie.
1568 und 1575 wurde das Kloster Engeltal durch den Besitzer der Burg zu Höchst
überfallen und ausgeplündert.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Extrahierte Personennamen: K._Heusohn Rodenbach Heinrichs_I. Ludwig_von_Bayern Ludwig Karl_Iv Karl